Heute erhielt ich einen Gastbeitrag von Wheelymum, oder besser gesagt von Ju, einer Mutter im Rollstuhl. Ju hat für mich einen Beitrag zum Thema Reisen mit Behinderung und Familie geschrieben. Ihren Blog und Informationen über Ju findet Ihr unter: www.wheelymum.com
Was erwarten Du und Deine Familie von einer rollstuhlgerechten Unterkunft?
Es sind immer die großen Worte…. Rollstuhlgenrechte Unterkunft. Natürlich unterscheide ich hier, zwischen einem Urlaubsaufenthalt und einem Alltagsleben. Für mich sind breite Türen, und vor allen Dingen eine hohe Toilette wichtig. Eine Bodendusche ist super und erleichtert vieles. Eine kleine Bodenwelle dagegen, stört mich nicht. Wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin, benötige ich auch keine spezielle unterfahrbare Küche. Dann übernimmt mein Mann das Kochen und ich schnipple einfach am Küchentisch. Natürlich ist es auch gut zu wissen, wo das nächste barrierefreie Restaurant ist. Ein Hotelzimmer im 5. Stock – gerne, hier wäre dann natürlich ein Aufzug Voraussetzung. Viele Kleinigkeiten können den Alltag erleichtern. Ein Sommerurlaub am Meer wäre toll. Hier ist es für mich wichtig im Vorfeld zu wissen, welche Strände lange Stege haben, oder z.B. Wege zu den Strandkörben.
Wie planst Du Deinen Urlaub und was findest Du dabei besonders schwierig?
Ich plane meinen Urlaub selbst, mit viel Recherchearbeit, Telefongesprächen und vielen, vielen Fragen. Genau das finde ich am schwierigsten / anstrengendsten. Das ich immer wieder nachfragen und abwarten muss. Auf eine Rückmeldung warten und das häufig der nächste Schritt von dem davor abhängig ist. Ein Beispiel: Wir wollten als Familie nach Berlin reisen (mit dem Zug) und in Berlin alle gemeinsam in einem Hotelzimmer schlafen.
Behindertengerechte Hotelzimmer gibt es sehr viele. Behindertengerechte Zimmer, in denen zusätzlich noch Platz für ein Kinderbett ist, leider nur sehr wenige. So habe ich angerufen, es musste Rücksprache gehalten werden, ich sollte auf den Rückruf warten,… gefühlte Tage saß ich an der Planung für diesen Kurztrip.
Danach gab es die nächsten Probleme mit der Mobilitätszentrale der Deutschen Bahn – bzw. mit den Vorschriften der Deutschen Bahn, an welche sich die Mobilitätszentrale halten musste. Es gab so viele Unklarheiten und Fragen, das ich mich schwer tat, mich auf die Reise noch zu freuen. Ich spreche hier nur von allgemeinen Dingen. Ich musste meine Reise nicht noch danach planen, ob ein Pflegebett vorhanden ist, oder ein Krankenhaus in unmittelbarer Nähe. Am Ende war es wunderschön, die Mühe hatte sich gelohnt und wir planen bereits unsere nächste Reise nach Berlin.
Ganz allgemein? Mehr Wissen der Mitarbeiter, mehr Flexibilität und das verstärkte Suchen nach Lösungen und nicht das Herausheben von Problemen. Ok, … I know.
Sehr allgemein. Nein, was mir wirklich helfen würde, wäre ein gut funktionierendes Netzwerk mit Tipps und Tricks, wo gibt es was, welche Hotels oder Ferienwohnungen werden empfohlen, auf was ist zu achten? Welche Möglichkeiten haben Rollstuhlfahrer und Kinder? Schlichtweg, das einfachere Sammeln von Informationen, ohne stundenlang zu recherchieren und nachzufragen.
Welche Befürchtungen hast Du, also was denkst Du kann im Urlaub passieren?
Hier bin ich eigentlich ziemlich entspannt. Nach den Vorbereitungen fahre ich mit einem guten Gefühl in den Urlaub. Ich bin aber nicht alleine. Und ich weiß mit meinem Mann zusammen schaffen wir im Urlaub alles genauso wie zu Hause auch – egal welches Problem. (ok, eine Tankstelle sollte erreichbar sein und das Handwerkzeug für den Rollstuhl haben wir auch immer dabei)
Und zu guter Letzt! Wann ist ein Urlaub für Dich wirklich Urlaub?
Urlaub ist toll! Und Urlaub ist einfach Urlaub sobald ich mich wohlfühle. Am einfachsten fällt mir das in den Bergen. Ich schaue auf einen Berg und bin angekommen. Ich muss nichts tun. Nur dasitzen und staunen. Das ist der Anfang von Entspannung. Aber ganz gleich ob in den Bergen, am Strand oder ein Städtetrip. Urlaub ist für mich, sobald ich mich wohlfühle, und den Alltag zurücklasse. Ganz gleich, ob ich dabei neue Eindrücke sammle, neues Entdecke, die Natur oder Kunst bestaune. Oder einfach nur daliege und lese. Urlaub ist schön und ich sollte viel öfters wegfahren. Dieser Gedanke kam mir zumindest gerade beim Schreiben. Danke für deine Impulse.
Leider ist es nicht so einfach einen barrierefreien Urlaub zu planen und zu im Endeffekt zu genießen. Man muss wirklich sehr viel beachten und sich vorher informieren. Zu allem Übel bekommt man Aussagen wie toll doch alles barrierefrei ist und vor Ort ist dann doch alles anders. Da überlegt man schon ernsthaft ob die das absichtlich machen oder einfach gewissen Anfragen nicht ernst genug nehmen.
Urlaub planen ist als normalo schon anstrengend, aber für Menschen mit Handicap noch eine Prise mehr – Leider leider leider.