Nicht mehr lange und dann ist Weihnachten!
Aus diesem Grund möchte ich mal einen Text zu dem Thema „das ist doch selbstverständlich“ und über die Haltung „das steht mir doch zu“ schreiben.
Meine Frau hat mal gesagt: „wenn ich dich glücklich machen will, brauche ich dir nur eine gute Tasse Kaffee machen und dir eine Zigarette geben. Mehr braucht es gar nicht!“
Damit hat sie nicht ganz Unrecht, jedenfalls ist dem meistens so! Warum?
Was brauche ich um glücklich zu sein?
Vielleicht liegt es daran das ich schon früh als Kind lernen musste, dass vieles von dem was für andere Kinder selbstverständlich war, für mich eben nicht selbstverständlich war.
Wie ich ja schon in einem anderen Beitrag geschrieben habe, waren meine Prognosen von Seiten der Ärzte für mich alles andere als gut. Auch um meine beruflichen Chancen stand es nicht gut. Vieles von dem was ich heute erreicht habe, habe ich mir auch gegen Widerstände hart erarbeiten müssen. Darauf möchte ich hier aber gar nicht genau eingehen. Vielmehr dient es nur der Verständlichkeit.
Manchmal bin ich nicht zufrieden, manchmal bin ich eher nachdenklich und auch ein bisschen frustriert. Vor allem dann, wenn ich das Gefühl habe viel geleistet zu haben, aber keiner bemerkt es. Weil es so selbstverständlich ist.
Ist das alles selbstverständlich?
Ich gebe zu, dieses Gefühl habe ich nicht oft, aber ab und an überfällt es mich. Vor allem dann, wenn mir im beruflichen Alltag immer wieder Menschen begegnen, die nur schwer bis gar nicht zufrieden zu stellen sind.
Wenn ein Angebot wie das von RUNA REISEN nicht nur für selbstverständlich gesehen wird, sondern Anlass bietet persönlich angegriffen zu werden. Auch wenn ich nur selten Beiträge in den sozialen Netzwerken kommentiere, so lese ich sie aufmerksam. Oft denke ich mir einfach meinen Teil. Einerseits lese ich immer wieder, es würde zu wenig für Menschen mit Behinderung getan, was zum Teil ja auch stimmt. Andererseits erlebe ich aber auch immer wieder, dass die Menschen die großes Engagement zeigen angegriffen werden. Wie meine Kollegen und ich bei RUNA REISEN.
Meine Kollegen und ich reisen mehrmals im Jahr, gehen auf Messen, besuchen Vereine und Veranstaltungen, um ein immer größeres Angebot an Reisen für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Wir messen Zimmer akribisch aus und dokumentieren dies. Wir schauen uns die Umgebung des Hotels genau an. Wir machen Fotos von den Zimmern und Badezimmern, drehen Videos vom Hotel und der Umgebung. Wir beraten Kunden oft stundenlang und all das machen wir mit großem Einsatz und gerne, sonst würden wir es ja nicht machen.
Wir möchten, dass unsere Kunden einen schönen und nach ihren Bedürfnissen angepassten Urlaub verbringen.
In den allermeisten Fällen gelingt uns das auch!
Selten passiert es aber, dass Kunden nicht zufrieden sind. Dann fragen wir uns: „Haben wir einen Fehler gemacht?“ Wenn dem so ist, tun wir alles um dies zu korrigieren. In der Regel gelingt uns dies auch.
Manchmal liegt es aber gar nicht an uns. Sondern an den hohen Erwartungen die Kunden mitbringen.
Da wird bemängelt, dass im Flur ein Teppich liegt, dass am Morgen mal ein Wagen des Zimmerservices den Weg versperrt hat, der barrierefreie Strandzugang 500m vom Hotel entfernt ist, der Poollifter gewartet werden musste und man deshalb an einem Tag nicht schwimmen konnte, dass in Mittelösterreich Anstiege zu bewältigen waren, dass die Terrasse nur über eine kleine Schwelle zu erreichen war u.v.m.
Dann bin ich wieder am Anfang. Ist es wirklich so schwer zufrieden zu sein? Und ist das alles wirklich so selbstverständlich?
Nicht das ich hier falsch verstanden werde. Wenn ein Mensch mit einer Behinderung einen Urlaub bei einer Firma wie RUNA REISEN bucht, dann sollte der Urlaub auch so barrierefrei wie möglich sein. Deshalb prüfen wir die Unterkünfte ja auch so genau. Damit eben das möglich ist!
Wenn ich aber mit meiner Familie dann in den Urlaub fahre, von dem ich weiß, dass es eine Menge Menschen brauchte die diesen Urlaub möglich gemacht haben und dann im Flur einen Teppich vorfinde, wenn ich mit Ihnen ans Meer gehe und ein barrierefreier Strandzugang mir zu weit weg ist, dann setze ich mich in ein Strandkaffee, bestelle mir einen schönen Cappuccino und beobachte meinen Sohn und meine Frau am Strand und dann,… dann bin ich zufrieden.
Ja, vielleicht ist das zu einfach. Vielleicht bin ich zu schnell zufrieden zu stellen. Vielleicht sollten wir aber alle mal darüber nachdenken, dass so vieles von dem was wir haben eben nicht so selbstverständlich ist!
Dass es für viele Menschen eben noch nicht einmal selbstverständlich ist, in einem Strandkaffee einen Cappuccino zu trinken. Und dass es dafür eine Menge Menschen brauchte, um das überhaupt möglich zu machen. Menschen, die unter harten Bedingungen den Kaffee ernten, den wir hier selbstverständlich genießen dürfen. Kaffee, den 2/3 der Welbevölkerung sich niemals leisten werden können.
Wenn ich so darüber nachdenke… bin ich doch ein richtiger Glückspilz auf diesem Planeten.
In diesem Sinne wünsche ich allen eine schöne und besinnliche Adventszeit!
Mal wieder ein toller Beitrag, mein lieber Jürgen. Du hast so recht. Zum glücklich sein benötigt man nicht viel und am allerwenigsten die materiellen Dinge des Alltags. Ich liebe es, das Meer zu sehen und darum reise ich so gerne. Was stört mich da schon ein zu hoher Bordstein oder eine nicht perfekte Dusche. That’s life!